Last Updated on 10. Dezember 2022

Aber: Es gibt auch Ausnahmen!

Als erfahrener Turnierveranstalter im internationalen und nationalen Bereich fällt mir auf, dass viel zu wenig Tennistrainer und Vereinsvertreter als Zaungäste bei Spitzen- u. Weltklassetennis in Deutschland zu sehen sind. Ich bin selbst Diplom Sportlehrer, DTB A-Trainer und leidenschaftlicher Tennisfan und wundere mich über eine konstante Abwesenheit vieler meinen Kollegen auf den deutschen Center Courts – wohnen diese auch noch so nah. Natürlich gibt es erfreulicherweise Ausnahmen, ich kenne einige davon, aber wie will man überzeugend in seinem Beruf auftreten, wenn man sich für Vorbilder, Leistungsträger und Spitzenwettkampf in seinem Job offensichtlich nicht interessiert? Viele Kollegen und damit auch viele Tennisschüler kennen keine Spitzenspieler geschweige denn Nachwuchsspieler, haben diese noch nie live gesehen und machen auch keine Anstalten in die Entwicklungen, Tiefen und Höhen des Tennis-Spitzensports vorzustoßen.

Ist dein Trainer denn nett? Ein „Ja“ genügt vielen…

Es gab mal eine Zeit, da sind Tennistrainer oder Jugendwarte mit Kindergruppen zu großen und weniger großen Tennis Events gepilgert und haben die Stars hautnah erleben wollen. Vergleichbare Initiativen heute: weitgehende Fehlanzeige! Wie in anderen Jobs auch, sollten Tennistrainer in ihren Beruf, in ihr Wissen und in ihre Expertise investieren. Stattdessen höre ich Fragen von Tenniseltern wie: „Wie ist denn Dein Trainer? Nett?“ Bei einem „Ja“ als Antwort schliessen dann viele:„Der Trainer ist also gut“. Ob diese Trainer den Kids auch tatsächlich den Tennissport nicht nur näher bringen, sondern technisch und taktisch auch richtig lehren spielt eine untergeordnete Rolle. Leider: Denn sind Fertigkeiten und Spielfähigkeiten begrenzt, wird das Racket gerne früher oder später in den Keller gestellt.

Hier wird sowieso keiner ein Boris Becker oder eine Steffi Graf…

„Hier wird eh keiner ein Boris Becker“, diese Sprüche von Tennistrainern hört man auch leider viel zu oft. Motivierte Kids werden frühzeitig ausgebremst, eine fatale Entwicklung… Ich wünsche mir deshalb, dass in Zukunft wieder mehr Kollegen und auch interessierte Vereinsvertreter die Möglichkeiten wahrnehmen und Spitzentennis hautnah erleben und verfolgen. In jedem Fall würde sich dies im Wettstreit mit anderen Freizeit- und Sportarten positiv auf unsere Tennisjugend, den Nachwuchs und damit auf die Tenniszukunft auswirken.

Zur Klarstellung: Selbstverständlich wende ich mich mit diesem Beitrag nicht an alle Tennislehrer, Trainer und Vereinsvertreter, jedoch an eine immer größer werdende Nachlässigkeit und Genügsamkeit.

Marc Raffel

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